Hilfe, die zu 100 Prozent ankommt

Auf den ersten Blick sind es eher kleine Beträge, die der Arbeitskreis Humanitäre Unterstützung im Landkreis Cham in die Ukraine schickt. So unterstützten sie in den vergangenen Jahren beispielsweise die Sanierung der Fußböden in einem Kindergarten mit 2 300 Euro und die Reparatur eines Lastwagens mit 2 000 Euro. Und doch ist es eine Hilfe, die für die Menschen in den Waldkarpaten einen Unterschied macht, ist Herbert Weiß überzeugt. „Wir ermöglichen Projekte, die ansonsten einfach nicht finanzierbar wären“, sagt er. Die Menschen seien dankbar für diese Zuwendungen – zumal diese bereits seit mehreren Jahrzehnten kontinuierlich in die gleiche Region fließen.

Gegründet hat sich der Verein im Jahr 1997, erzählt Weiß. Hilfslieferungen hätten die engagierten Mitglieder um Gerhart Bücherl aber schon zuvor auf den Weg gebracht – anfangs noch nach Rumänien. „Dort herrschten damals noch Zustände wie bei uns in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg“, erinnert sich Weiß. Umso mehr galt das für die Region der Westkarpaten in der Ukraine, auf die sich der Arbeitskreis bald fokussierte. „Die Infrastruktur ist dort immer noch schlecht ausgebaut“, erklärt Weiß. Die Menschen leben vor allem von der Landwirtschaft. Selbst die kommunalen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten seien schlecht ausgestattet.

Er rollt und rollt und rollt: Schon seit 20 Jahren ist ein ausrangierter Lastwagen der Brauerei Mühlbauer im Einsatz.
Er rollt und rollt und rollt: Schon seit 20 Jahren ist ein ausrangierter Lastwagen der Brauerei Mühlbauer im Einsatz.

Die Organisation von Hilfslieferungen habe der Arbeitskreis bald eingestellt. „Der Aufwand für uns als kleinen Verein war einfach zu hoch.“ Stattdessen verlegten sich die Mitglieder auf die finanzielle Unterstützung einzelner Projekte. „Wir haben Vertrauensleute in der Region, denen wir das Geld anvertrauen“, erklärt Weiß die Vorgehensweise. Diese würden damit Bau- und Sanierungsmaßnahmen ermöglichen. Einmal im Jahr mache sich dann eine Delegation des Arbeitskreises auf den Weg in die Ukraine, um die ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder zu kontrollieren. Zu beanstanden gebe es dabei nichts. Das Geld werde immer sehr effektiv eingesetzt.

Wie nachhaltig die Hilfe aus dem Landkreis Cham ist, kann Weiß auch am Beispiel eines Lastwagens festmachen. Dieser, ein ausrangiertes Fahrzeug der Brauerei Mühlbauer aus Arnschwang, war schon vor 20 Jahren in die Ukraine gebracht worden. Seither wird er eingesetzt, um Lebensmittel für die Schule zu transportieren. Nun war eine Reparatur nötig geworden, die der Verein mit 2 000 Euro unterstützte. „Wahrscheinlich läuft der Laster jetzt noch einmal 20 Jahre“, sagt Weiß schmunzelnd.

Drei Notstromaggregate stellte das Netzwerk Ukrainehilfe aus Bad Kötzting zur Verfügung. Fotos: Arbeitskreis Humanitäre Unterstützung
Drei Notstromaggregate stellte das Netzwerk Ukrainehilfe aus Bad Kötzting zur Verfügung. Fotos: Arbeitskreis Humanitäre Unterstützung

Vom Krieg in der Ukraine ist in den Waldkarpaten nur wenig zu spüren, erzählt der ehemalige Chamer Ordnungsamts-Chef weiter. Zwar sei ein Schutzbunker eingerichtet worden, direkte Kampfhandlungen gebe es in der Region aber nicht. Trotzdem falle aber regelmäßig der Strom aus. Deshalb habe der Verein zuletzt drei Notstromaggregate in die Region gebracht. Kein ganz einfaches Unterfangen, habe schließlich auch das Militär Interesse daran, solche Geräte in seinem Sinne einzusetzen. Schlussendlich seien die Aggregate aber nach Tjatschew, Dobrodiv und Toroun gelangt, wo sie in einem Kindergarten und zwei Schulen die Stromversorgung sicherstellen.

 

Derzeit sind zudem viele Geflüchtete aus den vom Krieg betroffenen Gebieten in die Region an der Grenze zu Ungarn und Rumänien gekommen. Auch an sie haben die Mitglieder des Arbeitskreises gedacht und die 2 000 Euro für den Kauf von Lebensmitteln zur Verfügung gestellt. Finanziert wird all das durch Spenden. Weiß’ Dank gilt neben der Aktion Sternstunden und dem Rotary-Club auch den vielen Einzelspendern und Organisationen, die den Verein unterstützen. „Wir haben keine Verwaltungsausgaben.“ Sogar die Inspektionsfahrten werden aus eigener Tasche finanziert, unterstützt von Firmen, die Fahrzeuge zur Verfügung stellen. „Jeder Euro kommt dort an, wo er gebraucht wird“, versichert Weiß.

Chamer Zeitung, 21.03.2023