Rucksacktour zu sibirischen Gulags

Arbeitskreismitglied Gerhard Bücherl erzählte in Waldmünchen im Mehrgenerationenhaus von seiner Reise zu den Straflagern. 

 

Gerhard Bücherl (hinten re.) erzählte von seiner Sibirien-Reise.
Gerhard Bücherl (hinten re.) erzählte von seiner Sibirien-Reise.

Gerhard Bücherl, ein gebürtiger Waldmünchner, den es beruflich nach Nürnberg verschlagen hat, ist ein abenteuerlustiger Wandergeselle und oft in der weiten Welt als “Rucksacktourist” unterwegs. Schon seit Jahren arbeitet er beim Arbeitskreis “Humanitäre Unterstützung im Landkreis Cham” mit, der sich in besonderer Weise um einen Bereich der Westkarpaten kümmert, wo vor mehr als 250 Jahren deutschstämmige Bewohner gerodet und Dörfer erbaut haben. Hingeschickt wurden sie unter Maria Theresia, und die Menschen schufen sich dort, zum Beispiel in Königsfeld (Ust Corna), eine neue Heimat.

 

Dass sie deutschstämmig waren, wurde ihnen im Zweiten Weltkrieg zum Verhängnis. Viele mussten ihre Dörfer verlassen und sind 1944 “heim ins Reich” verfrachtet worden. Alle Familien aber, die nach dem Ende des Krieges, ab 1946 wieder zurück in die Karpaten wollten, durften auch wieder in ihre Dörfer. Dort aber fanden sie ihre Häuser von anderen Leuten besetzt und wurden nach kurzer Zeit “zwangsumgesiedelt” nach Sibirien. Sie wurden in Straflagern, sogenannten “Gulags” untergebracht, mussten sich erst eigene Hütten bauen und fristeten ein unwahrscheinlich hartes Leben. Erst ab 1956 durften wieder einige zurück.

Erzählungen aus diesen Lebensgeschichten veranlassten Gerhard Bücherl vor einigen Jahren, einmal in Sibirien auf Spurensuche zu gehen nach diesen Straflagern. Wie in seinen frühen Pfadfinderzeiten war er auch hier mit Zelt und Rucksack unterwegs. An dieser Reise ließ Bücherl viele Zuhörer bei einem Vortrag im Mehrgenerationenhaus teilnehmen. Bücherl hatte das Dorf Poljanowo, wo einst der “Gulag” der deutschstämmigen Bevölkerung aus den Karpatendörfern war, entdeckt, vom Lager selbst aber ist nichts mehr zu sehen. Er zeigte Bilder von der legendären “Eismeer-Stalin-Bahn”, deren Schienenstränge vor sich hin rosten, daneben aber auch Eindrücke vor allem aus Jekaterinenburg, das sich als schöne Stadt mit teils historischen Fassaden präsentiert. Nahe dieser Stadt am Ural verläuft auch die Grenze zwischen Europa und Asien.

 

Gerhard Bücherl berichtete auch von den Menschen, denen er auf dieser “Rucksacktour” begegnet ist. Er erzählte von der Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft, die ihm entgegengeschlagen ist. “Ich traf immer die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt”, so seine Antwort, wie er sich denn in Sibirien unterhalten konnte. Mal war es ein Ingenieur, der in der ehemaligen DDR stationiert war und Deutsch sprach, mal eine Gruppe von Studenten, die englisch mit ihm kommunizierte. Immer bekam er Tipps, wie man zum Beispiel ein Nachtquartier in einem Zug bekommen konnte, oder eine Bahnhofsvorsteherin ließ ihn sein Nachtlager im Warteraum aufschlagen, nachdem er sein Zelt neben dem Gebäude aufschlagen wollte.

 

Die AK-Mitglieder berieten abschließend noch neue Aktivitäten. Dringend werde zum Beispiel Verbandsmaterial in einem betreuten Krankenhaus gebraucht. Wer helfen möchte, kann den Arbeitskreis mit einer Spende unterstützen auf das Konto bei der Sparkasse Cham, IBAN DE 38 7425 1020 0620 7945 11